Kooperation: nXm – Videos für eine andere Art von Storytelling

Foto: Melanie Hauke und Nina Lorenzen von nXm (c) Emilie Elizabeth

Foto: Melanie Hauke und Nina Lorenzen von nXm (c) Emilie Elizabeth

Melanie Hauke und Nina Lorenzen von nXm

”Wenn man ein Unternehmen gründet, hat man die Möglichkeit, dieses nach den eigenen Werten auszurichten. Sowohl was die Infrastruktur selbst angeht, als auch die Inhalte.” nXm ist eine Full Service-Filmproduktion für eine andere Art von Storytelling. Die Gründerinnen Melanie Hauke und Nina Lorenzen produzieren seit 2017 Videocontent für Geschichtenerzähler*innen aus der Buchbranche und Game Changer*innen aus der nachhaltigen und sozialen Szene. Was genau sie von anderen Produktionsfirmen unterscheidet und was sie an ihrer Arbeit lieben, erzählen sie uns im ALMOST-Interview.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen, gemeinsam eine eigene Produktionsfirma zu gründen?

Melanie: Wir haben uns vor fünf Jahren über unseren damaligen Job in einem großen Publikumsverlag kennengelernt. Im Verlag haben sich unsere Wege nicht nur in den Bürogängen, sondern auch in einer Video-Projektgruppe gekreuzt. Dort konnten sich Kolleg*innen aus verschiedenen Bereichen zusammenfinden und gemeinsam Videocontent für den Verlag und seine Autor*innen entwickeln. Damals haben wir schnell gemerkt, dass wir sehr ähnliche Vorstellungen davon haben, wie wir Geschichten im Videoformat erzählen wollen. Wir haben dann innerhalb dieser Projektgruppe einige Bewegtbildformate gemeinsam umgesetzt, unter anderem auch eine größere Produktion fürs Fernsehen. Als wir dann ziemlich zeitgleich den Wunsch nach beruflicher Veränderung hatten, kam die Idee ins Spiel, sich mit einer eigenen Videoproduktionsfirma selbstständig zu machen. Wir haben oft nach Feierabend oder am Wochenende gemeinsam am Businessplan gefeilt. Dabei war für uns von Anfang an klar, dass wir viele Dinge anders denken wollen als andere Produktionsfirmen.

Wie kam es zu dem Schwerpunkt Literatur/ Nachhaltigkeit?

Nina: Ich habe mich vor sieben Jahren zum ersten Mal beruflich mit nachhaltiger Mode auseinandergesetzt. Da kommt man dann schnell vom einen zum anderen: Klimawandel, soziale Gerechtigkeit, Feminismus, Vielfalt – Mode kann ein guter Spiegel für gesellschaftliche Missstände sein, aber auch ein kraftvolles Vehikel für Veränderung. Melanie konnte sich diesem Ansatz dann gar nicht mehr entziehen (lacht).

Melanie: Das stimmt. Durch Nina sind bei mir viele Themen weiter in den Fokus gerückt. Ausgehend von dem Wahnsinn in der Fast-Fashion-Industrie wurde mir noch bewusster wie sinnlos der tägliche Überkonsum ist. Seitdem versuche ich möglichst minimalistisch zu leben und genieße es sehr. Ich habe nun mehr Raum für anderes und kann mich privat und beruflich wichtigeren Themen widmen. Dazu gehören die Erhaltung der Artenvielfalt, eine gerechte Arbeitswelt oder ein nachhaltiges und gerechtes Wirtschaftssystem.

Nina: Wenn man ein Unternehmen gründet, hat man die Möglichkeit, dieses nach den eigenen Werten auszurichten. Sowohl was die Infrastruktur selbst angeht, als auch die Inhalte. Wir haben uns von Beginn an auf zwei Branchen konzentriert: den Literaturbetrieb mit Verlagen und Autor*innen, die gesellschaftskritische und -verändernde Ideen voranbringen wollen, und auf die Nachhaltigkeitsbranche mit all ihren Changemaker*innen. Es ist unglaublich zufriedenstellend, diesen Ideen und Menschen mit unserer Arbeit mehr Sichtbarkeit zu verleihen. Und dabei richtig viel zu lernen.

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Was genau macht ihr anders als andere Content-Agenturen?

Melanie: Durch unsere Ausrichtung können wir im Literaturbetrieb visuell andere Wege gehen, die sich von klassischen Buchtrailern abgrenzen. Dadurch dass wir keinen Videocontent für Genre wie Thriller oder Sexy Romance machen, müssen wir uns auch nicht an bestimmte Genre-Konventionen halten und können mit Sehgewohnheiten brechen. Unsere Bildsprache ist gewollt handgemacht und oft etwas rougher in der Anmutung – wir wollen keine Hochglanzproduktionen, die nach klassischer Buchwerbung schreien, sondern etwas, was so echt wie möglich ist. Das unterscheidet sich durchaus von vielen Formaten.

Nina: Mit nXm wollen wir Themen auch ganzheitlich denken. Wir machen nicht nur Videocontent für nachhaltige Themen, wir produzieren so nachhaltig wie möglich und bilden uns hier auch weiter. Wenn jemand für uns arbeitet, bezahlen wir die Person für ihre Arbeit, auch wenn der Lohn leider meist nicht dem tatsächlichen Aufwand entspricht. So oft erleben wir, wie kreative Menschen ausgebeutet werden oder wir uns selbst ausbeuten – alle wissen das und viele beschweren sich, aber die meisten sind am Ende selbst Teil des Problems, indem sie bestimmte Strukturen für gegeben hinnehmen ... und in einigen Fällen auch selbst weiter davon profitieren möchten. Das erleben wir leider immer wieder aufs Neue. Wir sind zwar nur ein mini-Start-up und unser Wirkungsbereich ist begrenzt, aber uns ist es wichtig, auch ein Teil der Lösung zu sein. Erst vor ein paar Wochen haben wir eine Zusammenarbeit abgesagt, weil wir bei grundsätzlichen Themen einfach unterschiedlicher Meinung waren. Inzwischen wissen wir, dass die Angst, bei anderen anzuecken oder vor einem leeren Terminkalender zu sitzen, eine schlechte Ratgeberin ist. Deshalb ist es uns wichtig, mit Gleichgesinnten zu arbeiten oder mit Menschen, die wirklich aktiv etwas verändern wollen.

Wie würdet ihr einen typischen Drehtag bei euch beschreiben?

Melanie: Der Drehtag ist bei der Art von Produktionen, wie wir sie machen, oft nur ein kleiner Bestandteil. Die meiste Zeit verbringen wir in der Vorbereitungsphase mit der Konzeption und in der Post-Produktion im Schnittraum, also alles, was man nicht sofort sieht. Abseits der Corona-Pandemie, richten wir dann am Set das Motiv ein, bauen das Licht auf und machen eine Reihe an Stand-in-Tests, damit alles relativ schnell geht, wenn die Protagonist*innen am Set sind. Je nach Produktion sind wir entweder zu zweit oder zu dritt.

Foto: Melanie und Nina von nXm (c) Keno Varban

Foto: Melanie und Nina von nXm (c) Keno Varban

Nina: Melanie steht dann hinter der Kamera und ich gebe Regieanweisungen. Gemeinsam achten wir auf die Bildkomposition, betreuen den Ton und hangeln uns am Einstellungsprotokoll entlang, das wir vorher in wochenlanger Arbeit vorbereitet haben, damit wir auch wirklich alles im Kasten und wir hinterher genug Auswahlmaterial für den Schnitt haben. Oft improvisiert man auch vor Ort, weil man erst dann merkt, das bestimmte Dinge nicht wirken. Aber wenn alles gut vorbereitet ist und die Hauptdarsteller*innen gut drauf sind, können wir nach einem halben Drehtag abbauen und mit dem Schnitt loslegen. Während Corona haben wir gar nicht gedreht, aber in ein paar Wochen haben wir unseren ersten – natürlich abstandskonformen – Dreh, der noch genauer als sonst vorbereitet werden will.

Melanie: Spannend sind aber natürlich auch die untypischen Drehs. So zum Beispiel als wir mit unserem Hybrid-Auto bei 36 Grad im Schatten in die Eifel gefahren sind und Autor und Förster Peter Wohlleben gefilmt haben. Mit unserem ganzen Equipment sahen wir ein bisschen wie auf Safari aus. Natürlich hatten wir auch hier einen Plan und Szenen im Sinn, die wir gern abdrehen wollten. Aber Tiere, Natur – und auch acht Kinder, die mit von der Partie waren – halten sich nicht immer an Pläne. Also haben wir gefilmt, was sich ergab und herausgekommen sind mehrere Clips, bei denen zumindest wir gleich wieder Lust bekommen, den Wald zu entdecken.

Vielen Dank für den tollen Einblick!

Ihr braucht Video-Content für euer nächstes Projekt oder wünscht euch mehr Videos auf eurem Social-Media-Kanal? Kein Problem! Wir arbeiten in gemeinsamer Kooperation mit Nina und Melanie.

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